Heiraten – Hochzeit – Vierwaldstättersee – So habe ich, Liebste, dich gefunden. Du kamst, da war, was je mein Herz empfunden!
Gebet und Meditation
Ach wir Armen! Die Jünglinge lieben nicht, wie wir lieben. Wenn Verlangen sie quält, trösten einander sie sich, suchen Freunde, vertrauen dem Freunde den Kummer der Seele. Suchen Zerstreuung, sehn Auen und Menschen und Kunst. Und wir eingeschlossene, kleinmütige Seelen, einsam zehren wir uns liebend und sehnend ins Grab.
O Sonn', o Meer, o Rose! Wie wenn die Sonne triumphierend sich hebt über Sterne, die am Himmel stunden, ein Schimmer nach dem andern leis' erblich. Bis alle sind in einem Glanz geschwunden. So hab' ich, Liebste, dich gefunden. Du kamst, da war, was je mein Herz empfunden, geschwunden in dich. O Sonn', o Meer, o Rose ! Wie wenn des Meeres Arme auftun sich den Strömen, die nach ihnen sich gewunden. Hinein sich diese stürzen brünstiglich, bis sie die Ruh im tiefen Schoß gefunden. So, Liebste, hab' ich dich empfunden. Sich hat mein Herz mit allen Sehnsuchtswunden entbunden in dich.
O Sonn', o Meer, o Rose! Wie wenn im Frühling tausendfältig sich ein buntes Grün hat ringend losgewunden, ein hadernd Volk, bis Rose königlich eintretend, es zum Kranz um sich verbunden. So, Liebste, hab' ich dich umwunden. Der Kranz des Daseins muss sich blühend runden, gebunden in dich.
Hochzeit am Vierwaldstättersee
Blau der See! Vom hohen Schilfe rings umgrenzet, blau dein Aug', von braunen Wimpern hold umkränzet. Wie im See sich malt der Sterne bunt Gewimmel, so in deinen Augen spiegelt sich mein Himmel. Aber wie im See die Nachen schwanken, also, schau ich dir ins Auge, die Gedanken. Feucht und kühl der Wasserfluten licht Geflimmer, blickt auch kühl dein lichtes Auge? Weiss es nimmer. Liebst du mich? So frag' ich täglich, frag' ich stündlich. Doch dein Herz ist gleich dem Meere, unergründlich.