Meditation und Hochzeitsgebet

Lehnst an meine Schulter du sanft dein Haupt mit Schweigen, Spiel ich dir ein altes Lied auf der alten Geigen. Und die Seele, mild gerührt ob dem süssen Klingen. Fliegt zum hellen Abendrot auf der Hoffnung Schwingen. Und im Auge dir und mir glänzt die stille Frage. Bleiben Lieb’ und Seligkeit bei uns alle Tage? Wenn die Rosen sind verblüht, wenn die Saiten sprangen. Wird ob unserm Haupte dann so der Himmel prangen? Stumm noch lauschst du meinem Lied, ob ich schon geendet. In die Weite traumeshell ist dein Blick gewendet.

Leer ist der Tag, er geht zu Ende, fort, heisses, unbarmherziges Licht! Komm, süsse Trösterin Nacht und sende herauf mir mein liebes Traumgesicht. Dann seh' ich ihn wieder mit Entzücken, den Stern meines Lebens, der mir verblich. Und ich darf an die sehnende Brust ihn drücken, und es träumet mein Herz, er liebte mich. Seine Hand so warm, seine Lippen so wonnig, und er spricht es zu mir, das berückende Wort. Seine Stirn so klar, sein Auge so sonnig. Durch alle Himmel trägt er mich fort.

Hochzeit im Giardino Verde - Zürich

Mag, wen ein günstiges Geschick erschuf, an Titeln sich und äussrer Ehre laben. mir, der sich fern fühlt solcherlei Beruf, ward der Gewinn, ein andres Glück zu haben. Von Gunst besonnt, der Höfling fett gedeiht und tut sich auf wie eine Dotterblume. Ein laun’scher Zufall endet seine Zeit, ein zorn’ger Blick begegnet seinem Ruhme. Der nie besiegte Sieger, der zuletzt doch einmal seinen Sieger hat gefunden, wird aus der Ruhmestafel ausgeätzt, und tausend Siege sind dahingeschwunden. Welch andres Glück: ich lieb und bin geliebt, ein Glück, an dem es keinen Wandel gibt!