Moderne Hochzeit – Du hast ein Herz gefunden. Hell durch die Seele bricht nach sturmbewegten Stunden der Liebe Sonnenlicht!
Gebet und Meditation
Du hast ein Herz gefunden. Hell durch die Seele bricht nach sturmbewegten Stunden der Liebe Sonnenlicht. Was deinen Geist umschwebte im süssen Traum der Nacht, was selig dich durchbebte, so oft du sein gedacht. Das Bild, das du getragen, verklärt im Herzensschrein in sehnsuchtsbangen Tagen -
Dies holde Bild ist dein. Wohl klingt's in solchen Stunden wie Sang im Lenzrevier. Du hast ein Herz gefunden. Der Himmel hüt' es dir!Trocknet nicht, trocknet nicht, Tränen der ewigen Liebe! Ach, nur dem halbgetrockneten Auge wie öde, wie tot die Welt ihm erscheint! Trocknet nicht, trocknet nicht, Tränen unglücklicher Liebe!
Moderne Hochzeit
Zu dem Wettgesange schreiten Minnesänger jetzt herbei. Ei, das gibt ein seltsam Streiten, ein gar seltsames Turnei! Phantasie, die schäumend wilde, ist des Minnesängers Pferd, und die Kunst dient ihm zum Schilde, und das Wort, das ist sein Schwert. Hübsche Damen schauen munter vom beteppichten Balkon, doch die rechte ist nicht drunter mit der rechten Lorbeerkron'.
Andre Leute, wenn sie springen in die Schranken, sind gesund. Doch wir Minnesänger bringen dort schon mit die Todeswund'. Und wem dort am besten dringet Liederblut aus Herzensgrund, der ist Sieger, der erringet bestes Lob aus schönstem Mund.
Durch Erd' und Himmel leise hinflutet eine Weise wie sanftes Harfenwehn,
Die jedem Dinge kündet, wozu es ward gegründet, woran es soll vergehn. Sie spricht zum Adler: »Dringe zur Sonne, bis die Schwinge dir trifft ein Wetterschlag!« Spricht zu den Wolken: »Regnet, und wenn die Flur gesegnet,
Zerrinnt am goldnen Tag!« Sie spricht zum Schwan: »Durchwalle die Flut und dann mit Schalle ein selig Grab erwirb!« Sie spricht zur Feuernelke: »In Duft glüh' auf und welke!« Zum Weibe: »Lieb' und stirb!«