Meditation und Hochzeitsgebet

Hast du noch die alten Briefe, die ich dir heimlich zugesteckt. Liest du manchmal drin, wenn tiefe Nacht dich mit Gespenstern schreckt. Schreib geschwind: das Herzensflämmchen. Brennt's für mich noch lichterloh? Maus, dein gelbes Schildpattkämmchen fand sich unterm Vertikow.

Fand sich auch das Silberbörtchen, abgerissen in der Hast, und – wie schad' – ein Mandeltörtchen, das du nicht gegessen hast. Tief im Schleier Stirn und Näschen, keiner kennt dich – sei doch dreist, komm, mein Herzchen, komm, mein Häschen, dreimal klopfen – na, du weisst…

Ach, dass heut ich, blondes Liesel, keine Antwort lesen darf. Weil ich blöder Bildungsstiesel damals sie ins Feuer warf. Denn, so kernecht auch dein Lieben, raubte mir's die Seelenruh', dass du Herz hast klein geschrieben und mit tz auch noch dazu. Als du wieder, blondes Liesel, schlüpftest in mein Gartenhaus, flink und munter wie ein Wiesel, blieb ich kühl und es war aus. Heut? Ich kann nicht klagen, und ein Spass ist auch dabei. viele reife Damen sagen, dass ich sehr poetisch sei.

Und sie lieben mich seraphisch, Seelenfreundschaft und sie schreiben orthographisch und zitieren Rochefoucauld. Für ewig unvergessen sei mein Liedchen, sagen sie. Und sie laden mich zum Essen und zu etwas Pomery. Mit nützlichen Geschenken machen sie sich wert und lieb. Ich muss der Kleinen denken, die ihr Herz mit tz schrieb. All die Flammen, all die Flämmchen gäb' ich heute seelenfroh. läg' ein blondes Schildpattkämmchen wieder unterm Verikow.

Ihre Winterhochzeit

Willkommen, lieber Winter, willkommen hier zu Land! Wie reich du bist, mit Perlen spielst du, als wär' es Sand! Den Hof, des Gartens Wege hast du damit bestreut. Sie an der Bäume Zweige zu Tausenden gereiht. Dein Odem, lieber Winter, ist kälter, doch gesund. Den Sturm nur halt' im Zaume, sonst macht er es zu bunt!